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WANDELWEISER
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von Michael Pisaro
Erstveröffentlichung in englischerSprache:
http://erstwords.blogspot.com/ Mittwoch, 23. September, 2009
Wandelweiser ist ein Wort
Wandelweiser ist
ein Wort für eine bestimmte Gruppe von Menschen, die seit Jahren
intensiv zusammen arbeiten und sich gegenseitig in ihrer Arbeit
unterstützen wollen. Für mich ist es noch immer ein kleines
Wunder, dass wir einander gefunden haben und dass es nach über 17
Jahren immer noch funktioniert: wir haben unterschiedliche musikalische
Hintergründe, leben in unterschiedlichen Teilen der Welt und
fühlen uns frei, wenn nötig, getrennte Wege zu gehen. Die
„Gruppe“ kommt eigentlich so gut wie nie in ihrer Ganzheit
zusammen und sie umfasst außer Komponisten auch ausführende
Musiker, bildende Künstler und Schriftsteller: Freunde eben. In
Haan (bei Düsseldorf) gibt es ein Büro. Dort werden die
Partituren gesammelt, die Website gepflegt und die CD’s
herausgebracht. Dieser Ort, liebevoll betreut von Antoine Beuger, ist
von wesentlicher Bedeutung für die Kontinuität der
Organisation, aber nicht für die tiefen Verbindungen, die zwischen
uns existieren. Das Gefühl, dass wir ein gemeinsames Ziel
verfolgen, ist, denke ich, der zahllosen schönen musikalischen und
künstlerischen Momenten zu verdanken, die wir miteinander erlebt
haben
(Antoine Beuger)
(Burkhard Schlothauer)
Edition Wandelweiser war der Name, den Burkhard Schlothauer dem
frischgebackenen Noten- und Tonträgerverlag gab, den er 1992 mit
Antoine Beuger gründete. Es könnte etwa „Wegweiser des
Wandels“ bedeuten, wenn man es als eine Kombination aus den
Worten Wandel und Wegweiser auffasst; oder vielleicht wörtlicher:
„wandle weise“ – (oder, wenn man den zweiten Teil als
„der Weise“ versteht: weiser Mann des Wandels?) Was immer
es bedeuten mag, ich war bei dem Namen immer etwas skeptisch und habe
ihn eher humorvoll verstanden – einfach als ein Produkt von
Burkhard’s sprachlicher Kreativität und nicht etwa als ein
ästhetisches Programm. (Ich bin auf jeden Fall sicher, dass er
nicht suggerieren wollte, dass wir besonders weise sind.) Wie dem auch
sei, Antoine hatte kurz vorher Jürg Frey, Chico Mello, Thomas
Stiegler und Kunsu Shim kennengelernt und es muss irgendwie klar
gewesen sein, dass sie genug gemeinsam hatten (nicht nur musikalisch)
um sich zusammen zu tun. Sie hatten das Gefühl, dass es
möglich sein müsste, etwas zu tun unabhängig von den
reichen, zu selbstsicheren Institutionen der Neuen Musik in Deutschland
und der Schweiz, zumal ihnen bewusst war, dass sie im Status quo, den
diese Organisationen etabliert hatten, nicht wirklich einen Platz
hatten. Nach und nach kamen andere hinzu – darunter ich selbst,
Manfred Werder, Carlo Inderhees, Radu Malfatti, Marcus Kaiser,
Eva-Maria Houben, Craig Shepard, André Möller, Anastassis
Philippakopoulos (und einige anderen, die später wieder
ausgestiegen sind, z.B. Makiko Nishikaze und Klaus Lang). Irgendwann,
so schien es, waren wir „vollzählig“, obwohl wir
weiterhin (vielen) anderen interessanten Musikern begegneten.
(Darüber später mehr.)
Die ersten Jahre der Organization waren sehr bewegt. Mitglieder kamen
und gingen. Eine Zeit lang gab es Verbindungen zu Edition
Thürmchen in Köln und Edition Mikro in Zürich, zwei
weiteren Verlagskollektiven der musikalischen Avantgarde. Etwa
fünf Jahre lang, angefangen Mitte der neunziger Jahre, war
Wandelweiser verbunden mit Zeitkratzer, ebenfalls ein Ensemble /
Verlag, unter dem Dachnamen Timescraper (der englischen
Übersetzung von Zeitkratzer). Burkhard gehörte als einziger
beiden Gruppen an. Zeitkratzer (geleitet von Reinhold Friedl)
orientierte sich damals mehr in Richtung Live Elektronik. Es gab aber
dennoch einige Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Gruppen. So spielte
Zeitkratzer Werke von Schlothauer, Malfatti und Beuger ein, und
Zeitkratzermitglieder wie Axel Dörner und Ulrich Krieger standen
den Komponisten der Edition Wandelweiser ästhetisch durchaus nahe.
Ab 2000 gingen die beiden Gruppen wieder ihre eigenen, getrennten Wege.
(Wobei es natürlich weiterhin Verbindungen gibt – seit 2007,
zum Beispiel, lehrt Ulrich Krieger am California Institute of the Arts.)
Wandelweiser in 1992
1992 war diese musikalische Richtung eine absolute Randerscheinung
– nahezu unbemerkt, sogar innerhalb der experimentellen
Avantgarde. In Nord-Amerika, und, soweit ich weiß, überall
außerhalb Deutschland und der Schweiz, war sie praktisch
nichtexistent. Nur durch Zufall wäre man auf sie gestoßen.
Ich habe auf folgende Weise darüber erfahren. Kunsu Shim –
der, obwohl er inzwischen nicht mehr dazugehört, eine
entscheidende Bedeutung für die Entwicklung der Gruppe hatte
– war im Herbst 1992 mit seinem Lebensgefährten, dem
Komponisten Gerhard Stäbler, zu Gast in Chicago. Kunsu, ein
gebürtiger Koreaner, lebte schon seit mehreren Jahren in
Deutschland. Er war sehr still (und etwas schüchtern), aber sehr
freundlich – das Gegenteil der lauten amerikanischen “Neue-
Musik-Leute”, die ich damals kannte und die erste Person seit
langer Zeit, mit der man über die Musik von John Cage und Morton
Feldman reden konnte.
(John Cage)
Im Frühling 1992 war John Cage einige
Wochen an der Northwestern University, wo ich unterrichtete, zu
Gast gewesen. August ’92 war er gestorben und sein Name war noch
sehr in der Luft. Damals – und ich denke eigentlich
durchgängig, seit der Veröffentlichung von Silence in 1961
– schienen Musiker mehr daran interessiert, Cage’s Ideen zu
diskutieren als seine Musik.
Für Kunsu war die Musik von Cage, und von denjenigen die mit ihm
und in seinem Geist arbeiteten, radikaler und wichtiger als seine
Schriften: gerade weil sie so viel offen ließ, was noch zu
erforschen blieb (einer ähnlichen Einschätzung begegnete ich
später bei anderen Wandelweiserkomponisten). So wurde etwa
4‘33“ nicht als Witz oder als Zen-Koan oder als
philosophische Aussage betrachtet: es wurde als Musik gehört. Auch
wurde es im besten Sinne als unvollendetes Werk gesehen: es schaffte
neue Möglichkeiten für die Kombination (und das
Verständnis) von Klang und Stille. Stille war, einfach gesagt, ein
Material und eine Störung des Materials zugleich.
1990 hatte ich angefangen relativ lange Stillen in meine Stücke
hineinzunehmen, ohne genau zu wissen, warum ich das tat. Ich wollte
damit aufhören, Musikern detailgenau vorzuschreiben, was sie zu
tun haben und wollte neue Möglichkeiten für die Spieler
schaffen, ihrem jeweils eigenen, individuellen Klangempfinden
nachzugehen innerhalb der einfachen, klaren Struktur, die ich zur
Verfügung stellte. Ich hatte allerdings den Eindruck, mit diesem
Vorhaben alleine zu sein.
Diese sonderbare Synchronizität gehört irgendwie zur
Entstehungshintergrund von Wandelweiser: zu der Zeit experimentierten
mehrere von uns (darunter Kunsu, Antoine, Jürg, Manfred und Radu)
mehr oder weniger vorsichtig in diese Richtung, ohne zu wissen, dass
auch andere damit beschäftigt waren.
Kunsu Shim und meine erste Begegnung mit stiller Musik
Kunsu gab mir einige Kassetten mit seiner Musik. Eine davon war ein
neues Stück für Marimba solo mit dem Titel …floating,
song, feminine… (1992). Es gab kaum Klänge auf dieser
Aufnahme! Ich war sofort fasziniert. Bandrauschen, einige
Nebengeräusche (ein Stuhl, ein Husten, einige nicht genau
bestimmbare Klänge) und ganz ab und zu unvermittelt einen
einzelnen kurzen Marimbaton, der aus dem Nichts heraus zu kommen
schien: wie der Einstich einer Bleistiftspitze in ein Blatt Papier oder
ein roter Luftballon am klaren Himmel. (Später erfuhr ich, dass
der Spieler auf einer Leiter stand und hin und wieder einen
Schlägel auf die Stäbe fallen ließ.) Es war so klar, so
einfach, so schlicht, dass sogar ein Dreijähriger es erfassen
würde, und doch zugleich so geheimnisvoll und so komplex in seiner
Wirkung.
Diese frühen Stücke von Kunsu, darunter vague sensations of
something vanishing (für Streichquartett und Kontrabass, 1992),
marimba, bow, stone, player (1993), expanding space in limited time
(für Violine solo, 1994), und die chamber pieces (1994) schienen
die Welt auf einen Nadelkopf zu stellen. In expanding space in limited
time legt der Bogen manchmal in fünf Minuten nur die Hälfte
seiner Länge zurück. Beim Betrachten des Spielers könnte
man denken, er sei eine lebende Skulptur. Bei einer Aufführung des
Stückes in Northwestern’s Pick-Staiger Hall in 1994 dauerte
es 20 Minuten, bevor ich überhaupt einen Klang von der Geige
hören konnte. Nachdem ich ihn aber gehört hatte, wurde die
Musik im Laufe der fast zweistündigen Dauer geradezu
unwahrscheinlich reich: diese äußerst kompakte Miniaturwelt
schien mehr Klang zu enthalten als die statistischen Komplexitäten
von Xenakis (oder das black metal von Burzum). Die Musik offenbarte die
Komplexität der “Stille” selbst. Stille in der Musik
war nicht das Ausbleiben von Klängen, nicht nur eine Geste: es war
ein anderer Klang, einer mit mehr Dichte als die Klänge von
Instrumenten.
Keine Entschuldigung
(Jimi Hendrix)
Warum mögen wir das? Diese Frage ist wirklich
sehr schwer zu beantworten. Warum würde ein ausgebildeter Musiker
wie ich, aufgewachsen mit Jimi Hendrix und Avant-rock, Free Jazz, und
klassischer Musik, plötzlich zu der Überzeugung kommen, dass
es nichts Aufregenderes gibt als Musik mit sehr wenigen Klängen?
Im Grunde hat jedes Wandelweisermitglied seine eigene Version dieser
Geschichte. Ich habe lange darüber nachgedacht, was denn so
faszinierend und inspirierend ist an diesem Stück (und an den
anderen Stücken dieser Richtung, die ich hörte). Ich
kam zu dem Ergebnis, dass es zwar möglich ist, den Momenten
nachzuspüren, die die Weichen für eine solche Reaktion
gestellt haben. Die Reaktion selbst ist aber unerklärlich.
Sie ist letztendlich nicht logisch. Sie ist nicht das Ergebnis eines
schrittweisen Prozesses. Man trifft irgendwann eine Entscheidung und
hat damit einen Scheideweg hinter sich gelassen. Erschreckend und
beruhigend; fremd und vertraut; aufregend und normal: alles
gleichzeitig.
Es gibt keinen Grund, diese Musik zu lieben. Man liebt sie einfach
(oder eben nicht). Ästhetik und Geschichte kommen erst
nachträglich. Essays (wie dieser) werden einen nicht dazu bringen,
sie mehr zu mögen, und werden auch ihr Weiterexistieren letztlich
nicht begründen können. Das letzte, was ich tun möchte,
wäre, etwas zu normalisieren, das ich weiterhin seltsam finde.
Hat man sich einmal auf diesen seltsamen Weg begeben, dann öffnet
sich eine Welt von Differenzen. Was vom Eingang her wie ein enger
Korridor aussieht, erweist sich als eine Welt für sich: allerlei
Nebenwege, Pfade, Zwischenstationen. Kleine musikalische Unterschiede,
die manche vielleicht nur als minimale Abweichungen wahrnehmen (etwa
der Unterschied zwischen 50 und 60 Sekunden Stille, oder ein paar
Dezibel, oder der Klangfarbenunterschied zwischen einer tiefen Posaune
und einer E-bow-Gitarre, oder zwischen digitaler und aufgenommener
Stille) werden für diejenige, die damit arbeiten, unglaublich
faszinierend. Aus meiner Erfahrung mit reiner Stimmung war mir das
bekannt: der Unterschied zwischen einer temperierten und einer reinen
(5/4) großen Terz ist für manche bedeutungslos, für
andere von wesentlicher Bedeutung. (Wenn jemand über eine
bestimmte Musik sagt, “sie klinge immer gleich” wird sie
mich wahrscheinlich besonders interessieren. In meiner
ästhetischen Erfahrung ist es reizvoller, mir aus Dingen, die
scheinbar gleich sind, meine eigene Landschaft machen zu können,
als eine Gruppe unterschiedlicher Dinge angeboten zu bekommen, die alle
schon deutlich ihren Platz auf der Landkarte haben.
Zum Abschluss der Kunsugeschichte
Die Aufnahme von Kunsu’s Musik ging sicherlich viel weiter in
diese Richtung als ich bis dahin je gegangen war. Bald schickte er mir
weitere Partituren (es gab damals noch nicht so viele) und Aufnahmen.
So lernte ich die Musik von Antoine (das unglaubliche lesen,
hören: buch für stimme, für Stimme und Zuspielband aus
1991) und Jürg (seine sehr schlichte und schöne Invention
für Klavier, aus 1990) kennen. (Später wurde klar, dass Frey
und Beuger beide schon länger in diese Richtung arbeiteten –
Frey, indem er sich ab den achtziger Jahren allmählich von seiner
Orientierung auf die Musik der New Yorker School aus den sechziger
Jahren entfernte, und Beuger, der schon als Jugendlicher Stille in
seinen Stücken integriert hatte und Anfang der neunziger Jahren
wieder zum Komponieren gekommen war mit Stücken wie schweigen,
hören für Orchester (1990) – sehr wahrscheinlich das
erste Werk, dass wie ein “Wandelweiser”-Stück klang.)
Kunsu und ich trafen uns ein gutes Jahr später wieder (1994,
glaube ich). Danach nahm er sich ohne mein Wissen die Freiheit, Beuger
einige meiner jüngsten Partituren zu zeigen. Einige Monate
später bekam ich einen Anruf von Antoine und wir hatten ein langes
Gespräch (wer schon einmal das Vergnügen hatte, ein solches
langes Telefongespräch mit Antoine zu führen, wird wissen,
was für ein fantastisches Erlebnis das sein kann). Am Ende dieses
Gesprächs fragte er mich, ob ich daran interessiert wäre, dem
Kollektiv beizutreten.
Kurz danach fuhr ich nach Deutschland und traf ich einige der
Mitglieder (Antoine, Jürg, Burkhard, Chico, Thomas) und
zukünftigen Mitglieder (Radu, Carlo) zum ersten Mal. Es war ein
unglaublicher Haufen interessanter, starker, unterschiedlicher,
inspirierender und sehr humorvoller Leute! Es war, als begegnete ich
einigen von Walter Zimmermann’s Wüstenpflanzen - inmitten der
fruchtbaren zentraleuropäischen Hochkultur (auch wenn einige
ursprünglich aus Korea, Brasilien, oder aus nicht besonders
angesagten Orten in der Schweiz, in Österreich oder den
Niederlanden stammten).
Klänge machen mit Steinen (Stones)
Eine der Aktivitäten, an denen ich während
meiner Reise in 1995 teilgenommen habe, war die Einspielung von
Christian Wolff’s Stones in Burkhard Schlothauer’s Atelier
in Berlin. Ich liebe diese CD, aber der Aufnahmevorgang selbst war
unvergesslich. Wir hatten nur eine Probe: gerade genug, um die
Mitwirkenden im Aufnahmeraum zu positionieren und vorzustellen, was
jeder zu tun beabsichtigte.
Jeder Beteiligte hatte sich eine eigene Version der Partitur gemacht,
ausgehend von einigen minimalen Vorgaben von Antoine – ich glaube
zehn Klänge, was immer man darunter verstehen wollte, zu spielen
im Laufe der 70-minütigen Aufnahmedauer.
Natürlich hatte jeder eine unterschiedliche Art und Weise, das Stück zu realisieren.
Antoine benutzte Zufallsoperationen, die unter anderem ergeben hatten,
dass er drei Klänge gleichzeitig machen sollte. Das war keine
einfache Aufgabe bei den Klängen, die er sich ausgesucht hatte
(zum Beispiel: etwas im Gleichgewicht halten und es gleichzeitig auf
zwei verschiedene Weisen mit Steinen anschlagen, wenn ich mich richtig
erinnere) .
Eine vergnügliche Akrobatik, die aber am Ende recht gut gelang.
Thomas Stiegler machte alle seine Steinklänge mithilfe seiner
Geige, indem er Steinchen mit Bogenhaar zwischen den Seiten befestigte
oder winzige Steinchen auf den Korpus fallen ließ – es war
wie eine Miniatursymphonie auf einer Violine.
Burkhard zog einen großen Stein über eine lange, lange Zeit sehr behutsam über den Boden des Ateliers.
Kunsu Shim‘s Klänge sollten sich alle innerhalb eines
Zeitraums von ungefähr zwei Minuten ereignen, nach etwa 55 Minuten
der Aufnahme. Er saß 55 Minuten lang ohne sichtbare Bewegung
(bzw., aus unserer Sicht, ohne jegliche Bewegung) und machte dann sehr
ruhig, fast unhörbar, zehn äußerst zarte Klängen
mit einigen Steinchen und einem Tuch.
Jürg Frey, der schon viele Stücke von Christian Wolff
ausgeführt hatte, hatte sich vorgenommen, ganz im Stile von Wolff,
einige seiner Klänge von Aktionen der anderen abhängig zu
machen, ohne das diese das wussten. Dies hatte zufällig ergeben,
dass die Auslöser für den Beginn und für das Ende eines
Klanges (d.h. die Aktionen von zwei verschiedenen Ausführenden) es
erforderlich machten, dass er zwei größere Kalksteine fast
eine halbe Stunde lang sehr zart aneinander rieb. Am Ende war Jürg
mit weißem Staub bedeckt.
Eine Wandelweiser CD hören
Das Zustandekommen dieser Aufnahme und besonders die Idee, dass wir so
etwas auch noch veröffentlichen würden (das geschah 1996)
reflektiert eine der wichtigsten Aspekte des Denkens, das innerhalb von
Wandelweiser stattfand. Selbstverständlich unterscheidet sich eine
Aufnahme in vielerlei Hinsicht von einer Live-Aufführung. Der
wichtigste Unterschied liegt, aus meiner Sicht, in der Weise, wie man
sie erlebt. Ein Konzert ist eine Reihe von Momenten, in denen etwas
Undefinierbares passiert durch Klänge und zwischen Menschen. Diese
Momente sind von einer intensiven Sinnlichkeit (Bilder, Klänge,
Gefühle, Gerüche, Geschmäcke) aber vergänglich. Mit
einer Aufnahme hingegen hat man eine Beziehung. Es kann eine
flüchtige Beziehung sein – dann ähnelt es einer
Aufführung. Aber die besten Aufnahmen sind, auf ihre je eigene und
sich wiederholende Weise, nachhaltig.
Eine CD ist ein Artefakt, das sich nicht darum kümmert, was man
mit ihm macht. Man kann sich dasselbe Lied 500 Mal anhören; man
kann sich weigern, es zu öffnen (vgl. Brian Olewnick’s
Besprechung von Sectors (for Constant) von Sean Meehan); man kann es an
die Wand hängen, es verkaufen oder es wegschmeißen.
Bei einer Aufnahme wird Klang gespeichert um gebraucht zu werden. Wie
kann man eine Aufnahme wie Stones gebrauchen? Hört man sie sich an
wie jede andere CD (was in diesem Fall durchaus möglich ist)? Oder
findet man Wege, sie anders, passender, zu hören: indem man sie
etwa den ganzen Tag auf niedriger Lautstärke abspielt (so dass man
vergessen kann, das die CD spielt, bis plötzlich ein Klang an die
Oberfläche kommt und dich daran erinnert, das sie immer noch
da ist). Oder indem man sie so laut abspielt, dass man alles hört.
Mit anderen Worten, die Aufnahme kann als etwas offenes betrachtet
werden, so ähnlich wie ein Instrument – ein besonderes
Instrument, dass eine begrenzte Menge von Klängen hervorbringt,
die aber eine variable Beziehung haben können zu der Umgebung, in
der sie abgespielt werden. Es gibt viele CD’s im Katalog der
Edition Wandelweiser, die man relativ normal hören kann. Aber
daneben gibt es solche wie Stones, calme étendue (spinoza),
Branches, silent harmonies in discreet continuity, exercise 15, ein(e)
ausführende(r) seiten 218 – 226, phontaine, Transparent
City, und im sefinental (um nur die offensichtlichsten Beispiele zu
nennen). So entsteht eine interessante Zweigleisigkeit: einerseits die
Aufnahme als Konzept zur Nutzung als Musik, und andererseits die
Einladung an den Zuhörer, auf eigene Weise damit zu
experimentieren, wie man eher traditionell dargebotene Musik erleben
kann. (Ich will nicht behaupten, dass Wandelweiser diese
Kategorie für sich gepachtet oder sie etabliert hat – nur,
dass sie wichtig ist für die Art und Weise, in der ich die Musik
auf den Wandelweiser CD’s erlebe.)
Das erste Jahrzehnt
Nach einiger Zeit, als Konzerte stattzufinden begannen (in
Düsseldorf, Aarau, Zürich, München, Chicago, usw.) und
CD’s herausgebracht wurden (acht auf einmal in 1996), bekam die
Gruppe einige Aufmerksamkeit in der deutschsprachigen Neue-Musik-Presse
und bei verschiedenen Musikfestivals. Die Präsenz von Radu
Malfatti (ich kannte seine Arbeit in der improvisierten Musik zu dem
Zeitpunkt noch überhaupt nicht) und Manfred Werder (der gerade von
einem mehrjährigen Parisaufenthalt in die Schweiz
zurückgekehrt war) machte sich bemerkbar. In diesem Stadium (den
späten 90-er Jahren) schien Wandelweiser eher eine deutsche
Angelegenheit zu sein – nicht nur war dort das
„Hauptquartier“, auch die meisten Sachen passierten dort.
Das war lustig, da die meisten Mitglieder nicht aus Deutschland
stammten. (Ich muss hier hinzufügen, dass die „Schweizer
Fraktion“, Jürg und Manfred, mit ihren vielen kraftvollen,
denkwürdigen Konzertreihen in Aarau und Zürich, viel dazu
beigetragen haben, dass Wandelweiser nicht nur eine deutsche Sache war.)
Ich habe oft darüber nachgedacht. Vielleicht hat es etwas zu tun
mit der hohen Wertschätzung, die der amerikanischen Avantgarde in
Europa, besonders in Deutschland, entgegengebracht wurde, im
Unterschied zu dem Status, den diese zu der Zeit in den Vereinigten
Staaten hatte. Ich hatte oft den Eindruck, dass Cage, Feldman, Wolff,
Lucier und die anderen das zentraleuropäische Musikleben am Ende
des 20. Jahrhundert viel stärker geprägt haben als das der
Vereinigten Staaten. Die musikalische Situation in den Staaten,
zumindest in der klassischen Musik und im Jazz, wurde bestimmt von
gemäßigteren Stimmen: dem Minimalismus von Glass und Reich,
der neo-romantischen Position, die die Mehrheit der akademischen
Komponisten eingenommen hatte. Im Jazz wurde diese Tendenz
verkörpert durch Wynton Marsalis (gleichzeitig gab es einen
offensichtlichen Mangel an Impulsen im Free Jazz; auch gab es kaum
improvisierte Musik von Bedeutung). Mein Freund, der
Musikwissenschaftler Volker Straebel, nannte diese Periode “der
Tod der amerikanischen Avantgarde” – und genauso habe ich
es empfunden.
Dahingegen war Europa im Allgemeinen, und Deutschland im Besonderen,
mit seinen großen Ressourcen für Kultur (sogar marginale
Unternehmungen wie Wandelweiser können unterstützt werden),
ein fruchtbarerer Boden.
Es gab in Deutschland zwei Zentren der Wandelweiseraktivität.
Antoine, Kunsu, Marcus, André, Eva-Maria, der Schlagzeuger
Tobias Liebezeit, der Pianist John McAlpine, der bildende Künstler
Mauser, eine Zeit lang auch Carlo, seine Frau Normisa Pereira da Silva
und Radu lebten alle im Köln-Düsseldorfer Raum. Thomas
Stiegler war nicht so weit weg, in Frankfurt. Antoine leitete seit 1994
eine regelmäßige Konzertreihe im Kunstraum in
Düsseldorf. Zahllose Wandelweiserkonzerte fanden dort statt (die
Liste selbst wäre schon irgendwie ein Stück – einfach
nur zu sehen, wie sich die Titel über die Jahre änderten, ist
schon interessant, wenigstens für mich). Es gab immer irgendwie
gerade genug Geld um Musiker zusammen zu bringen und so wurde dieser
Ort für viele von uns wie ein zweites musikalisches Zuhause. (Ich
muss nur meine Augen schließen um den Klang der Räume mit
dem Widerhall von Jürg Frey’s Klarinette zu hören
…)
Der Künstler Mauser (später mehr über ihn) hatte sein
Atelier im nahe gelegenen Köln und auch dort haben in den ersten
zehn Jahren viele Aufführungen und Veranstaltungen stattgefunden.
Es war ein sehr schlichter, ziemlich geräumiger und
äußerst wohltuender Atelierraum im Innenhof eines
Mehrfamilienhauses in einem relativ ruhigen Teil der Stadt. Hier fanden
zum ersten Mal die von Mauser und Antoine konzipierten Ganztagskonzerte
(Ein Tag) statt. Ein Zeit lang waren dies alljährliche –
unglaubliche – Ereignisse, bei denen entweder sehr lange
einzelnen Stücke oder mehrere kürzere Stücke
ausgeführt wurden. Dazu kamen zeitbezogene Arbeiten in anderen
Medien: Performances, Installationen, Video, Tanz usw. Viele Besucher
kamen für ein paar Stunden, sahen sich die Aufführung an und
entspannten sich mit Kaffee und Kuchen im Patio unter der Laube. Andere
verfolgten fast die ganze Zeit die Aufführung, auch wenn darin oft
sehr wenig passierte. Obwohl ich nur gelegentlich an diesen
Veranstaltungen habe teilnehmen können, gehören sie
zweifellos zu meinen einprägsamsten künstlerischen
Erlebnissen.
(Zionskirche, Berlin-Mitte)
Das andere Zentrum war Berlin. In den ersten zehn Jahren war dort das
Verlagsbüro, in den Räumlichkeiten von Burkhard‘s
Firma. CD‘s (wie Stones) wurden in Burkhard’s Atelier oder
in einer alten Kirche nahe seinem Haus auf dem Land, in Hohenferchesar,
einige Stunden von Berlin entfernt, aufgenommen. Auch Makiko Nishikaze,
Chico Mello und Klaus Lang (damals noch Mitglieder) lebten wenigstens
ein Teil des Jahres in Berlin. Ich war nicht weit von Berlin entfernt,
als ich 1998/1999 im Rahmen eines Aufenthaltsstipendiums fast ein Jahr
im niedersächsischen Künstlerhof Schreyahn verbrachte. Der
Musikwissenschaftler Volker Straebel, ein enger Freund mehrerer
Wandelweiserkomponisten, lebt in Berlin. Ende 1996 zog auch Carlo nach
Berlin um. Dort schuf er, zusammen mit dem bildenden Künstler
Christoph Nicolaus, eine der „grundlegenden“
Wandelweisersituationen. Dieses Projekt, 3 jahre – 156
musikalische ereignisse – eine skulptur, spielte sich auf
der Orgelempore der Zionskirche ab (in Berlin-Mitte, direkt
gegenüber der Wohnung, in der Carlo, Normisa mit ihrem Sohn Matheo
lebten – und noch leben). Jeden Dienstagabend um Punkt 19.30 Uhr
wurde, über einen Zeitraum von drei Jahren, ein neues
zehnminütiges Solostück uraufgeführt (und wurden zwei
der 96 Steinteile aus Christoph Nicolaus’ Bodenskulptur
vertauscht – die Skulptur bestand aus Bohrkernen
unterschiedlicher Länge, ausgelegt auf dem alten Holzboden der
Empore). Einige Freunde von außerhalb der Gruppe schrieben Werke
für dieses Projekt (darunter Peter Ablinger und Wolfgang von
Schweinitz). Die überwältigende Mehrheit der neuen
Stücke wurde aber von Wandelweiserkomponisten beigesteuert.
Wenn man im Wandelweiserkatalog irgendein zehnminütiges Stück
findet, das zwischen 1997 und 1999 entstanden ist, kann man fast sicher
sein, dass es für dieses Projekt geschrieben wurde.
Über die drei Jahre kamen insgesamt sicher tausende Menschen zu
den Konzerten und viele von ihnen machten hier ihre ersten
Erfahrungen mit dieser Musik. Peter Ablinger hat mir einmal
beschrieben, wie viel Vergnügen es ihm bereitete, eine Stunde mit
der U-Bahn zu fahren um einem zehnminütigen Konzert beizuwohnen
(und sich danach noch im Café zu treffen – wo sich oft
lange Gespräche ergaben).
Wie dem auch sei, sogar in Deutschland mussten wir mit minimalsten
Mitteln auskommen. Die CD’s und die Aufführungen kamen (bis
auf die ersten) alle nur zustande, weil einzelne Leute aus der Gruppe
immer wieder eine Möglichkeit fanden, etwas zu organisieren. Ein
freier Raum in der Nähe; ein paar begeisterte Interpreten; ein
kleines Stipendium: also nichts, dass auch nur annähernd mit der
Finanzierung eines durchschnittlichen Festivals zu vergleichen
wäre, reichte aus um mehrere randvolle Wandelweiserveranstaltungen
auf die Beine zu stellen. (Ein typisches Beispiel: eine Woche in
Düsseldorf mit allabendlich einem und am Samstag und Sonntag je
zwei Konzerten – mit neuen Stücken, die vor Ort in
verschiedenen Besetzungen erarbeitet wurden.)
Wenn ich an all diese Ereignisse, die über die Jahre stattgefunden
haben, zurückdenke (es waren sicher hunderte, mit sicherlich an
die tausend ausgeführten Werken), bin ich verblüfft, wie viel
man tun konnte (und immer noch kann) mit wenig oder keinem Geld und
relativ wenig Öffentlichkeit.
Verschiedene Ästhetiken unter einem Dach
An dieser Stelle ist es, denke ich, wichtig festzuhalten, dass
Wandelweiser, meiner Ansicht nach, keine einheitliche ästhetische
Position verkörpert. Zwar scheint es von außen gesehen
einige gemeinsame Merkmale zu geben, wie etwa das Interesse an Stille,
Dauer und an die radikale Erweiterung der Ideen von Cage und der sich
daraus ergebenden Arbeit. Vor vierzehn Jahren trafen diese Begriffe in
der Tat auf einen Großteil unserer Musik zu – aber sogar
damals gab es viele unterschiedliche Ideen über das Wohin dieser
Musik und auch erhebliche Unterschiede i Geschmack oder philosophischen
Hintergrund.
Hier ist aus meiner Erinnerung eine Liste von Themen, die in den ersten
Jahren in unseren Gesprächen auftauchten (und an dieser
Liste sieht man schon, wie vielfältig die Einflüsse und die
Voraussetzungen waren):
• Es gab viele verschiedene Ideen darüber, welche von
Cage’s Cage die Wichtigsten waren. Nicht nur 4’33”,
sondern auch die “number pieces” (die Zahlenstücke),
0’00”, Roaratorio, Music for __, die Variations, Empty
Words, Cheap Imitation, das String Quartet (in Four Parts). Es ging
dabei nicht nur um die Bedeutung der Stille, sondern um die Beziehung
zwischen Stille und Geräusch (“das Rauschen der Welt”)
und um die Funktion des Klanges, des Tons innerhalb dieses Kontinuums.
Beuger’s wichtiger Aufsatz Grundsätzliche Entscheidungen
(1997) setzt sich genau mit diesen Fragen auseinander.
(Christian Wolff)
• Die Musik von Christian Wolff hat viele von uns
geprägt. Bei einem Treffen in Boswil in 1991 war Christian mit
Antoine Beuger, Jürg Frey und Chico Mello zusammengetroffen (auch
Jakob Ullmann, Urs Peter Schneider, Ernstalbrecht Stiebler und Dieter
Schnebel waren da und Manfred Werder saß bei einer der
Aufführungen im Publikum.) Wolff hat unsere Musik immer sehr
unterstützt und viele von uns haben eng mit ihm zusammengearbeitet
(an seiner und unserer Musik). Viele seiner Stücke versuchen
ausdrücklich die schöpferische Energie der
Aufführungssituation ins Spiel zu bringen. Christian war eng
befreundet mit Cornelius Cardew, hat mit dem Scratch Orchestra
gearbeitet und mit AMM gespielt – aber seine Musik hatte schon
ganz früh diesen Charakter, etwa in For 1, 2 or 3 People (1964).
Was in diesem Stück passiert, würde ich nicht als
Improvisation bezeichnen, aber es erfordert Momententscheidungen, die
Menschen mit Improvisationserfahrung sofort erkennen würden. Im
Kern geht es um ein Verständnis von Komposition als
Zwischenstation (und nicht: Endstation) im Prozess des Musikschaffens.
Dieser Punkt trifft, denke ich, eigentlich mehr auf Wolff’s Musik
(die dem auf viele verschiedenen Weisen nachgeht) als auf Cage’s
Musik zu. Für viele von uns (für alle?) waren Wolff und seine
Musik eine wesentlichere Inspirationsquelle als Feldman. (Was nicht
heißt, dass Feldman’s Musik nicht schön oder bedeutsam
für einige von uns ist – sie ist es ohne Zweifel.)
• Es bestand vom Anfang an, und immer noch, eine große
Neugierde auf die Tiefe und die Weite der experimentellen Tradition
(nicht nur der amerikanischen), besonders in ihrer radikalsten und
verborgensten Ausprägungen. Antoine hat eine besondere Gabe,
solche kaum bekannten, radikalen Werke aufzuspüren. Durch ihn
lernte ich, zum Beispiel, Tomasz Sikorski, Michael von Biel, Maria
Eichhorn, Robert Lax, Alain Badiou und sogar Douglas Huebler kennen
– und die Liste könnte noch lange weitergehen. Dank Antoine
wurde neulich bei einer Wandelweiserveranstaltung Terry Jennings’
Piano Piece (1960) ausgeführt und es schien zwischen unseren
Stücken richtig zuhause zu sein. Bei einem Konzert in Neufelden
(bei Linz) in diesem Sommer spielte das Wandelweiser Komponisten
Ensemble Toshi Ichiyanagi’s Sapporo (1962) und es fühlte
sich fast so an, als wäre es für uns geschrieben.
• Gelegentlich (aber immer wieder) gab es Diskussionen über
die verschiedenen Entwicklungen im Jazz und in der improvisierten Musik
der vergangenen 30 Jahren. Dies war wichtig wegen den vielen
Überschneidungen, die es gibt zwischen Improvisation und
Unbestimmtheit. Radu, der in seiner Entwicklung den ganzen Weg von Jack
Teagarden bis Paul Rutherford und darüber hinaus zurückgelegt
hatte, konnte natürlich viel Erfahrung und einen reflektierten
Standpunkt in diese Gesprächen einbringen. Aber auch für mich
selbst, aufgewachsen in Chicago, wo ich Jazzgitarre spielte und so oft
die verschiedenen Besetzungen des AACM gehört hatte, war dieses
Thema besonders bedeutsam. Anfänglich hatten wir nicht den
Eindruck, dass das, was wir taten, viel mit dem, was sich in der
improvisierten Musik abspielte, zu tun hatte. Das kam erst später.
• Die Bedeutung der deutschen Avantgarde war uns klar: vor allem
Helmut Lachenmann (bei dem Kunsu studiert hat) und Matthias Spahlinger
(bei dem Thomas Stiegler studiert hat). Von Anfang an wurde unser
Denken über Instrumente und den Umgang mit Klang, besonders mit
instrumentalen Geräuschen, hörbar von diesen bedeutenden
Figuren beeinflusst.
Gleichsam als Ausgleich gab es ein Interesse an den verschiedensten
kleinen, merkwürdigen Sachen: Kunst und Musik von
Mitgliedern der Fluxusbewegung, ungewöhnliche Dichtung (Hans
Faverey, Robert Creeley, Fernando Pessoa), das Werk der
Guggingkünstler und -dichter (allen voran Oswald Tschirtner) oder,
in meinem eigenen Fall, amerikanische Volksmusik der zwanziger und
dreißiger Jahre (das Gebiet von Harry Smith).
Für mich kamen all diese exzentrischen Strömungen zusammen in
dem einzigartigen dichterischen Werk des
italienisch-österreichischen Dichters Oswald Egger (den Antoine
durch den Verleger Thomas Howeg aus Zürich kennengelernt hatte).
(Gilles Deleuze)
• Über die Jahre hatten wir viele Gespräche über
grundsätzliche Themen des Musikschaffens. Weil manche Ideen in den
Stücken versuchen, auf ihre Weise, zum Kern einer bestimmten
musikalischen Situation vorzudringen, war es manchmal sinnvoll,
Gedanken „von außen“ zu Hilfe zu nehmen. Wie Gilles
Deleuze gezeigt hat, war die Philosophie in den vergangenen drei
Jahrtausenden die Hauptquelle für neue Begriffe. (Die Wissenschaft
und Mathematik schaffen nach seiner Auffassung
“Funktionen”, die Kunst “Perzepte” –
Wahrnehmungsgegenstände für die Sinne.)
Wir sind zwar alle keine professionellen Philosophen (vielmehr sind wir
nichtprofessionelle Philosophieleser), dennoch lässt sich jeder
von uns von philosophischen Werken inspirieren. Es ist schwer
darüber ausführlich zu sprechen ohne anmaßend zu
klingen. Deshalb werde ich das auch nicht tun. Es nicht zu
erwähnen, wäre aber ebenso falsch – es ist ein
wichtiger Bestandteil der Wandelweiseratmosphäre.
Der konzeptionelle Hintergrund ist in vielem, woran wir gemeinsam
gearbeitet haben, spürbar (wiederum vor allem am Anfang). Ich
denke, dass dies teilweise erklärt, warum in bestimmten
Phasen so unglaublich fokussiert an einem ganz bestimmten
kompositorischen Problem gearbeitet wurde.
Eine Zeit lang – etwa in der zweiten Hälfte der neunziger
Jahre – haben mehrere von uns sich intensiv mit Solostücken
beschäftigt. Dahinter steht, glaube ich, das Interesse an der Zahl
1. Es entstanden viele, sehr unterschiedliche Stücke: manche
erforschten die Dauereinheit in einer regelmäßigen
Zeitstruktur (first music for marcia hafif, stück 1998, für
sich), andere das Alleinsein (tout à fait solitaire), die
klanglichen Gegebenheiten eines Instruments (die geschichte des
sandkorns, kammerkomplex, mind is moving, die temperatur der
bedeutung), die Ausdehnung grenzenloser Zeit (calme étendue,
ein(e) ausführende(r)) oder das Verschwinden der Zeit in der
Wahrnehmung überhaupt (ins ungebundene, a certain species of
eternity) – um nur einige der vielen Werke zu nennen. Eines ist
mir bei dieser Arbeit besonders aufgefallen, nämlich die
spürbare Präsenz des Spielers, wenn er nicht spielt. So etwas
kann eine Aufnahme nie vermitteln – die Kontinuität von
Klang und Stille wird von einer einzelnen Person getragen, deren
einmalige Präsenz wichtiger ist als alles, was auf dem Papier
geschrieben steht.
Irgendwann ging es dann mehr um das Duo (bzw. die
“Zweiheit”), anfänglich vor allem bei Jürg Frey,
später besonders bei Antoine Beuger. Wenn man diese Stücke
betrachtet, wird einem klar, dass zwischen 1 und 2, musikalisch
gesprochen, Welten liegen. Man kommt kaum darum herum, dass
“zwei” in der Musik immer zumindest Beziehung beinhaltet
– wenn nicht Liebe (Lovaty, zwischen, dedekind duos, 2
ausführende, and two/too.)
Das wichtigste Gespräch
Bei den Proben findet sehr viel Austausch statt. Wir alle wenden viel
Zeit auf um die Musik voneinander kennenzulernen, indem wir sie
spielen. Das Wandelweiser Komponisten Ensemble ist eine Gruppe von sehr
engagierten und wohlwollenden Ausführenden, die gleichwohl ihre je
eigene Art zu spielen und zu denken mitbringen. Man schreibt für
bestimmte Personen, weniger für bestimmte Instrumente. Wenn
Antoine, Jürg, Radu, Manfred oder Marcus eine meiner Kompositionen
spielen, weiß ich, dass ihre musikalischen Charaktere das Werk
durchdringen werden. Und ich weiß, dass ihre Weise, es zu
spielen, mir Dinge über mein eigenes Stück offenbaren werden,
auf die ich ohne sie nicht gekommen wäre. Sogar die Stücke,
die am einfachsten aussehen, bekommen ein zweites Leben, wenn man sich
klar macht, was mit ihnen in den Händen von Freunden passierte.
Wie Jürg Frey einmal sagte: die wichtigsten Gespräche finden
nicht in Worten statt, sondern in der Musik selbst, von Stück zu
Stück; wenn eine Person mit dem gleichen Material, das eine andere
auch benutzt hat, einen ganz anderen Weg geht. So gesehen, sieht man
die Energien, die in dieser Gruppe von Musikern am Werk sind, erst,
wenn man in die einzelnen Stücke eindringt: dann werden Begriffe
wie „ähnlich“ und „unterschiedlich“
ersetzt durch viel komplexere (und interessantere) Kurven und
Spannungen.
(Radu Malfatti, Mattin)
Radu hat zu mir einmal das Zusammenkommen, die Gemeinsamkeit und die Unterschiede glänzend auf den Punkt gebracht:
Ich denke, dass diese
Sachen [i.e., die Ideen über was wir taten] sowieso da sind und
dass “schöpferische“ Menschen einfach diejenige sind,
die sie früher als andere aufnehmen, oder hören oder
spüren. In Bezug auf Wandelweiser: wer hat angefangen? Wer hat es
„übernommen“? Ich denke, dass wir alle anfingen, uns
für ähnliche Sachen zu interessieren, auch wenn wir aus
verschiedenen Ecken und Richtungen kamen, und dass wir uns deshalb
begegnet sind und zusammengekommen sind und sofort ein gegenseitiges
Verständnis gespürt haben.
Ein Flussdelta
Mit diesem Bild kann ich am besten beschreiben, was geschah als
Ergebnis von all diesen Gesprächen über die Jahre, da sich
unsere Arbeit entwickelte. Was anfänglich wie ein einzelnes
kleines Rinnsal aussah, hat sich als in vielen verschiedenen Richtungen
entwicklungsfähig erwiesen. Erst fand ich Freude daran, dass ich
nie genau sagen konnte, wessen Stück ich gerade hörte. Die
Ähnlichkeiten und das Gefühl einer wirklich gemeinsamen
Sprache waren aufregend und inspirierend. Jetzt finde ich es
schön, unterscheiden zu können, wessen Stück es ist
– auch wenn es immer noch zum gleichen Strom gehört.
Kunst
Antoine hat mich bekannt gemacht mit der monochromen Malerei von Marcia
Hafif, einer amerikanischen Künstlerin. Die Idee hinter dieser
Arbeit war, dass “eine” Art von Material (in diesem Fall
eine Farbe) in sich schon mehrfach ist. Abstrakt gesehen ist es eine
Farbe, in Wirklichkeit aber gibt es, wenn die Farbe von Hand auf die
Leinwand aufgetragen wird, viele winzige Variationen in Ton und Textur.
Die Tatsache, dass die Beschreibung einfach, die Wirklichkeit jedoch
komplex war, traf nicht auf taube Ohren! Es ist interessant, wie
aufschlussreich die Wahl eines Lieblingskünstlers sein kann.
Jürg Frey liebt die Stillleben von Giorgio Morandi: und dadurch
konnte man in seinem Werk die subtilen, vorsichtigen, endlosen
Verschiebungen des gleichen Grundmaterials erkennen – jedes Mal
gerade neu genug um einen zu fesseln und tiefer bewusst werden zu
lassen, wie viele Ausdrucksmöglichkeiten man mit begrenzten
Mitteln hat. Es wird niemanden überraschen, dass Manfred Werder
fasziniert ist von Konzeptkünstlern. Ich erinnere mich, wie er
Lucy Lippard’s Six Years: The dematerialization of the art object from 1966 to 1972
wie einen Krimi las. Carlo Inderhees wurde beeinflusst von der Arbeit
von On Kawara. (Macht Sinn, oder?) Obwohl ich alle diese Künstler
liebe, sprechen mich in letzter Zeit besonders James Turrell, Juan
Muñoz und einige Installationen von Sarah Sze an. Als dieser
Austausch anfing, hatte ich den Eindruck, dass im Bereich der bildenden
Kunst vieles passiert war, das keine Parallele hatte in der Entwicklung
der Musik (Carl Andre, Donald Judd, Sol LeWitt, Dan Flavin, Agnes
Martin, usw.). Vielleicht hat sich da inzwischen etwas geändert,
bei all den interessanten Entwicklungen in der experimentellen Musik in
den letzten 15 Jahren.
Ganz wichtig für die Gruppe sind ein Künstler-Musiker und zwei großartige bildende Künstler.
(Mauser, Performance)
Mauser stellte sich Antoine nach einem Cage-Konzert in Köln Anfang
der neunziger Jahre vor. Seine Arbeit, die sich beständig
weiterentwickelte bis zu seinem Tod im Jahre 2006, war ein wichtiger
Teil des Wandelweiserumfeldes. Als ich Mauser’s Atelier 1995 zum
ersten Mal betrat, dachte ich erst, dass es dort überhaupt keine
Kunst gab. Wir setzten uns und redeten miteinander. Als sich dann der
Winkel der Sonne änderte, bemerkte ich auf einmal einige sehr
helle, irgendwie leuchtende Quadrate an den Wänden. Irgendwann
wurde mir klar, dass das nicht bloß Lichteffekte waren, sondern
Kunstwerke: feinstes durchsichtiges Papier war an der Wand befestigt.
Das Papier reflektierte das Licht mehr oder weniger stark, je nachdem
aus welchem Winkel das Licht auf es strahlte. Gibt es etwas noch
Einfacheres? Aber nichts ist so einfach, wie es aussieht. Es war
zauberhaft, wie die Kunst erschien und verschwand; sie schien ihr ganze
eigene, unbestimmte Dauer zu haben. Jahrzehnte harter Arbeit, voller
Unsicherheit, waren dieser Lösung vorausgegangen, die von
großer konzeptueller Klarheit und gleichzeitig unglaublich
sinnlich war (die Augen nahmen alles auf, bevor das Gehirn zu arbeiten
anfing). Für manche von uns wurde diese Kunst ein Leitbild
für unsere musikalische Arbeit.
(Christoph Nicolaus, Sonnenzeichnungen)
Der Künstler Christoph Nicolaus ist mit mehreren von uns fast vom
Anfang an eng befreundet. Christoph macht Verschiedenes: Zeichnung,
Photographie, Video und andere Medien. Seine Arbeit hat oft mit Zeit
und Dauer zu tun: er sammelt täglich einen Wassertropfen aus
unterschiedlichen Gewässern und bewahrt sie in Gläsern auf
(wo sie wunderschöne “Verdunstungswolken” bilden); er
fotografiert jährlich zur gleichen Zeit denselben Ort (im
Frühling, Sommer, Herbst und Winter); er macht täglich eine
Zeichnung mit Hilfe der Sonne und einer Lupe, indem er ganz nah
aneinander eine Reihe von geraden Linien in das Papier brennt
(dunkelbraune Bilder, die trotzdem die Leuchtkraft der Sonne
festhalten). In seiner fortlaufenden Serie Garonne, macht er Videos von
Flüssen (mittlerweile hat er dafür schon einen Großteil
der Welt bereist), nach einem ganz einfachen Prinzip: er findet eine
Brücke und filmt von dieser Brücke hinunter, an beiden
Seiten, mit Autofokus, solange die Batterie läuft (so entstehen
etwa einstündige Videos, je zwei pro Fluss, eins in dem das Wasser
auf dem Monitor von oben nach unten fließt, eins in dem es von
unten nach oben fließt). In einer Installation werden 2 bis 6
Flüsse nebeneinander gezeigt, nach dem Zufallsprinzip aus dem
Stapel ausgewählt. Die Unterschiede sind verblüffend: die
Farben (alle möglichen Schattierungen von grün, braun,
schwarz, orange und blau), die Art des Fließens, der Wind und das
Wetter, der Schutt, der mit schwimmt – man würde nie denken,
wie einzigartig jeder Fluss sich darbietet. Eine meiner favoriten
Wandelweiserveranstaltungen war eine Ausstellung dieser Videos in
Berlin, 1998, simultan mit Carlo`s Stück für Violoncello solo
für sich. Carlo’s Musik und Christoph’s Videos waren
vollkommen miteinander im Einklang – etwas, was
“Multimedia“-Kunst oft anstrebt, aber selten erreicht.
Nicolaus hat eine sehr schöne Sammlung von Mauserarbeiten in
seiner geräumigen Wohnung in München installiert und
veranstaltet dort monatlich ein Konzert unter dem Titel Klang im Turm.
Es ist inzwischen einer der zentralen Orte für
Wandelweiserereignisse.
(Marcus Kaiser, Opernfraktal)
Marcus Kaiser ist das wohl am wenigsten einzuordnenden Mitglied der
Wandelweisergruppe. Er ist Cellist-Maler-Architekt-Komponist-Entwerfer-
Klangkünstler-Videokünstler. Marcus jongliert nicht mit
diesen Aktivitäten – er arbeitet simultan an allen
gleichzeitig, als wären sie Teil einer riesigen rhizomatischen
Assemblage. Er malt Regenwälder so wie diese wachsen: viele
grüne Schichten übereinander bis es fast ein monochromes Bild
ist. Er schichtet Klangaufnahmen übereinander, die an
verschiedenen Zeiten und Orten entstehen, bis sie fast einen
Sättigungspunkt erreichen (in dem allerdings immer noch klangliche
Eigenheiten erkennbar bleiben). Er entwirft Tische als
Arbeitsplätze für einen Gemeinschaftsraum. Seine Arbeit ist
sehr weitläufig, aber nicht monumental. mutig, aber freundlich und
bescheiden präsentiert. (Zwei sehr persönliche Eigenschaften
, die jeder, der Marcus kennt, sofort erkennen wird.)
Mildes Wetter / ferner Donner (Wandelweiserveranstaltungen)
Obwohl es über die Jahre Wandelweiserveranstaltungen an vielen
verschiedenen Orten gegeben hat, mit unterschiedlichen Konzeptionen und
organisiert von unterschiedlichen Personen, gibt es doch einige
Konstanten: sehr viel Musik; viele Gespräche; das Gefühl
einer wohlwollenden Freundschaftlichkeit und Gemeinschaft.
Eine starke Reaktion von jemandem anderen (“Ich mochte das /
mochte das überhaupt nicht, und zwar weil …”) kann
helfen das eigene Denken zu klären. Nach meiner Erfahrung aber
fanden die Interaktionen bei Wandelweiserveranstaltungen meistens in
einer Atmosphäre gegenseitiger Unterstützung statt – in
der es einfach eine Gegebenheit ist, dass man weiterhin zueinander
steht und sich gegenseitig hilft, auch bei ästhetischen
Differenzen.
Antoine, der in Düsseldorf mehr groß angelegte
Wandelweiserveranstaltungen organisiert hat als jeder andere von uns,
hat seinen Standpunkt diesbezüglich immer besonders deutlich
vertreten (und er ist selber ein gutes Beispiel für diese
Haltung): Menschen sollten sich nicht „verletzt“
fühlen, wenn sie ihre Arbeit oder ihre Ideen zeigen. Kritik gibt
es, aber für mich stand sie bei diesen Treffen immer sehr weit
unten auf der Tagesordnung. Wenn man so eng miteinander befreundet ist,
weiß man normalerweise ohnehin, was die anderen denken - auch
über das, was man selber macht. Langfristig kommen die Sympathien
und die Differenzen zum Ausdruck in den Werken selbst (als wären
die einzelnen Werke Teil eines größeren Bildes). Ab Mitte
der neunziger Jahre, zum Beispiel, konnte man von Stück zu
Stück, von Komponist zu Komponist, den Einsatz von zwei (oder
mehr) großen Trommeln verfolgen: Ohne Titel (für Agnes
Martin) (Frey, 1994/95), fourth music for marcia hafif no. 3 (Beuger,
1997), time, presence, movement / one sound (Pisaro, 1997) – in
Malfatti’s l'effaçage (2001) waren es schließlich
vier. Wenn man diese vier scheinbar ähnlichen Stücke genauer
betrachtet, stellt man viele feine, aber wesentliche Unterschiede in
der Herangehensweise fest. Obwohl jedes Stück für sich
existiert, spielt sich zwischen ihnen ein (wortloses) Gespräch ab.
Es gibt viele solche Gespräche im Wandelweiserkatalog.
Dies alles heißt nicht, dass markante Ereignisse vermieden werden
– ganz im Gegenteil. Aber solche Schocks werden normalerweise
durch die Werke selbst hervorgerufen. Einige solche Erlebnisse
wären, zum Beispiel: das erste Mal, dass ich Beuger’s
neunstündige Komposition calme étendue hörte; der
endlose (und gelegentlich urkomische) Strom von schweizerischen Vogel-
und Flurnamen in Jürg Frey’s Lovaty; die Art, wie die Dichte
von Marcus Kaiser’s unglaubliche Urwaldbilder sein Cellospiel
durchdringt; das radikale Nebeneinander von Kontrolle und Freiheit in
Radu’s Düsseldorf Vielfaches; die 15-sekündige
Zusammenfassung eines Orchestererlebnisses in Manfred Werder’s
2008-1 (um nur die ersten fünf zu erwähnen die mir
einfallen), haben mich als Künstler mehr erschüttert
als scharfe Worte es je tun könnten. Diese Ereignisse
beschäftigen mich noch immer. (Mit meinem zweiwöchentlichen
Sommerfestival the dog star orchestra versuche ich auf meine Weise eine
Art nordamerikanische / Westcoast Parallele zu diesen
Konzerttreffen zu finden.)
Über die kreativen Impulse, die diese Gespräche und dieser
Ideenaustausch brachten, hinaus war da vor allem die Freude an so
vielen wunderbaren Musikaufführungen. Wir alle hatten das
Glück, außer mit den Mitgliedern des Wandelweiser
Komponisten Ensemble, mit Interpreten arbeiten zu können, deren
Engagement für die Musik und für uns Komponisten sicherlich
mit verantwortlich ist für die Kontinuität unserer Arbeit.
(v.r.n.l.: John McAlpine, Michael Pisaro, Eva-Maria Houben)
Ich ziehe meinen Hut für eine besondere Gruppe von Musikern, die
uns viele Jahre die Treue gehalten haben in einer Atmosphäre der
Freundschaft und der Großzügigkeit: der Pianist John
McAlpine, der Schlagzeuger Tobias Liebezeit, die Oboistin Kathryn
Pisaro, die Sprecherin Sandra Schimag, der Akkordeonist Edwin Alexander
Buchholz, das Bozzini Quartett (Clemens Merkel, Nadia Francavilla und
Isabelle und Stéphanie Bozzini), die Bratschistin Julia Eckhardt
(Mitglied der Projekte Q-O2 und Incidental Music), die Flötistin
Normisa Pereira da Silva, der Cellist Stefan Thut, der Schlagzeuger
Greg Stuart, die Pianistin Jongah Yoon, der Pianist Guy Vandromme und
der Saxophonist Ulrich Krieger. Ich kann mir unsere Musik ohne die
schöpferische Beteiligung dieser Menschen nicht vorstellen.
Einiges über Komposition (Konzepte, Strukturen, Klänge)
Nennen wir ein musikalisches Konzept: eine Idee oder ein Gedanke
über Musik in einiger Entfernung der Verkörperung der Sache
selbst.
Eine ausgeschriebene Komposition enthält in diesem Sinne ein
Konzept, eine Idee, wie eine bestimmte Musik gemacht werden sollte. (In
diesem Sinne ist jede geschriebene Musik konzeptionell.)
In einer Komposition könnte ein einfaches, klares Konzept einem
großen, allumfassenden Konzept vorgezogen werden. (Wenn man so
denkt, ist ein Stück, das einfach das zufällige
Zusammentreffen oder Nichtzusammentreffen zweier Spieler aufgreift,
vorzuziehen über eins, das sich anschickt, Instrumentation neu zu
definieren.)
In einer Sammlung einfacher, klarer Konzepte findet man mehr Vielfalt als in einer Sammlung allumfassender Konzepte.
Einfache Konzepte können manchmal zu überraschenden
Ergebnissen führen: Ergebnisse, die das Wahrnehmungsvermögen
auf einer bestimmten Ebene ausprobieren und sich dieses Versuches
bewusst sind. Eine Art, Klang zu genießen, ist mit dem Versuch
verbunden, die Klangsituation, die durch die Komposition ausgelöst
wird, geistig zu erfassen (bzw. richtig zu hören).
Die musikalische Situation bekommt ihre Struktur teilweise durch die
Komposition; aber nicht alles geht auf die Komposition zurück. Im
geschriebenen Werk kann etwas über die Zeit oder den Klang oder
den Spieler oder das Instrument (oder über sie alle) gesagt
werden, aber man muss sich immer im Klaren sein, dass ein
Großteil der klanglichen Wirklichkeit, wenn nicht das Ganze, in
der Situation selber entstehen wird.
Die Ausführenden eines Werkes sind in der Lage, das Konzept und
die Struktur, die die Komposition bereitstellt, im Kopf zu haben und
gleichzeitig aktive Entscheidungen zu treffen.
Wenn es um Musik geht, gibt es keine eindeutige und logische Weise, den
einzelnen Handelnden einen Prozentsatz der schöpferischen
Verantwortung zuzuschreiben. Die Musik entsteht als Ergebnis einer
ganzen Menge von Umständen, fast als ob sie, einmal in Gang
gesetzt, selber handelt und denkt.
Der hier beschriebene Prozess ist unabhängig von konventionellen
Vorstellungen über was gut klingt und was nicht, was einfach oder
schwer zu verstehen ist, oder was einfach oder schwer zu hören
ist.
Im besten Fall wird die Oberfläche der Musik (d.h. das klingende
Ergebnis) spannend genug sein um den Zuhörer in die Welt des
Stückes hineinzuziehen. Innerhalb dieser Welt spielen sich dann
die entscheidenden künstlerischen Ereignisse (die Momente, die
unser Hören und Verstehen ändern können) ab.
Es ist nichts auszusetzen an einer schönen Oberfläche, ruhig
und gelassen, auch wenn sie eine musikalische Umwälzung in sich
birgt.
(v.r.n.l.: Christian Wolff, Jürg Frey, Antoine Beuger)
Wo stehen wir jetzt?
Über die Jahre hat sich das Netzwerk von Leuten, die mit
Wandelweiser verbunden sind, erweitert. Die regelmäßigen
Konzerte in Aarau, Düsseldorf, München, Zürich, und Los
Angeles, wie auch die mehr oder weniger regelmäßigen in New
York, Berlin, London, Wien, Chicago und Tokyo haben viel dazu
beigetragen, Menschen auf diese Musik aufmerksam zu machen und sie
dafür zu interessieren. Da stetig neue Werke geschrieben und
ausgeführt werden, sind die Konzerte noch immer unsere wichtigste
Aktivität – zumal in Konzerten viel mehr dargeboten werden
kann, als wir je aufnehmen und auf CD herausbringen könnten.
Es ist inzwischen wahrscheinlich klar, dass die Offenheit vieler dieser
Stücke für Umweltklänge, ihre oftmals sehr ausgedehnte
Dauer und die häufige Verwendung von Unbestimmtheit dazu
führen, dass es eine “Wiederholung” in den meisten
Fällen gar nicht geben kann: die zweite Aufführung eines
Stückes (in einen neuen Kontext oder mit anderen
Ausführenden) kann wie eine neue Uraufführung sein. So finden
wir nach all diesen Jahren noch immer viele Gründe, die Werke
voneinander zu spielen, mehr noch, für sie einzustehen (was
heutzutage etwas sehr Ungewöhnliches ist – zumindest in dem
Umfeld der zeitgenössischen Musik, in der ich aufgewachsen bin,
gab es so etwas kaum).
Inzwischen, gibt es, hauptsächlich durch persönlichen Kontakt
oder durch die Mitwirkung bei Aufführungen, eine ganze Menge
Musiker einer jüngeren Generation, die Wandelweiser als eine ihrer
Ansatzpunkte genommen haben. Da Einfluss etwas schwer zu fassendes ist,
kann man nicht gut sagen, wo eine Liste dieser Musiker anfangen oder
enden sollte. Wahrscheinlich kann man es am besten so ausdrücken,
dass für eine Gruppe jüngerer Musiker die Musik von
Wandelweiser ein Bestandteil der Atmosphäre der experimentellen
Musik ist, in der sie zu atmen gelernt haben.
Unsere neueren CD’s sind, wie die früheren, keine
Verlängerung der Konzerte, sondern deren Komplement. Wie schon
erwähnt, enthalten viele der interessantesten Wandelweiser
CD’s Sachen, die als solche nie live ausgeführt werden
könnten. Antoine Beuger’s too etwa, das zwei
unterschiedliche Duo’s, separat aufgenommen in Düsseldorf
(Jürg Frey and Irene Kurka) und in Tokyo (Rhodri Davies and Ko
Ishikawa) zu einem neuen Stück kombiniert - oder die Duo
„field-recording-performance“ CD von Manfred Werder und
Stefan Thut (Im Sefinental), benutzen Möglichkeiten, die es in
einem Konzertsaal nicht gibt. Auch meine zwei neuesten
Wandelweiser-CD’s sind Beispiele dafür: die beiden
Realisierungen von an unrhymed chord waren von vorneherein für CD
gedacht, und hearing metal 1 definiert sich grundsätzlich als ein
Werk „für aufgenommene Schlagzeugklänge“.
In dieser Hinsicht hat die Musik der Wandelweisergruppe einiges
gemeinsam mit interessanten Labels wie Erstwhile, Improvised Music From
Japan, Slub Music, Hibari, Another Timbre, Manual, Cathnor, Confront,
Potlatch und anderen, die sich scheinbar mehr mit improvisierter Musik
beschäftigen. Neuere Releases dieser Labels vermischen auch oft
Vorstellungen von live und aufgenommenen Mitteln, und verwischen die
Grenzen zwischen was spontan erfunden (bzw.improvisiert) und was im
Studio komponiert (bzw. zusammengestellt) wurde. Vielleicht ist dieses
Gefühl eines gemeinsamen Territoriums einer der Gründe, dass
Wandelweiser CD‘s mit Erstwhile Distribution (erstdisc) einen so
erfolgreichen amerikanischen Vertrieb gefunden haben.
(Sachiko M)
Kürzlich habe ich angefangen darüber nachzudenken, wie
groß die Überlappung dieser scheinbar unterschiedlichen
Unternehmungen ist. Es ist heutzutage nicht unüblich für
Improvisatoren, bestimmte Aspekte ihrer Performance einzugrenzen oder
festzulegen. Man kann die Dauer vorher festlegen (wie Radu das gerne
macht), oder mit einem begrenzten Materialvorrat oder einem (scheinbar)
eingeschränkten Instrumentarium (wie Sachiko M’s
Sinuswellensampler) arbeiten. Oder vielleicht findet sich eine
Improvisation in einem Kontext mit komponierten Werken wieder (dies hat
AMM lange praktiziert). In letzter Zeit ist es möglich, dass
Ensembles, die normalerweise improvisieren, bei Konzerten und Aufnahmen
Werke von Sugimoto oder Cage im “Repertoire” haben. Obwohl
ich denke, dass man durchaus sagen kann, dass diese verschiedenen
musikalischen Strömungen etwas gemeinsam haben, ziehe ich es im
Moment vor, nicht zu versuchen , dieses Gemeinsame zu benennen
(natürlich auch, weil ich nicht wüsste, wie). Ich habe
allerdings stark den Eindruck, dass dieser namenlose Bereich ein
enormes Potential hat, sich weiter zu entwickeln.
Nicht-nationale Musik
Obwohl in Deutschland gegründet, ist Wandelweiser kein nationaler
Stil oder Trend. Es war bemerkenswert, dass Menschen aus
Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Deutschland, Brasilien,
Korea, Japan und den Vereinigten Staaten spürten, dass sie
untereinander musikalisch ( und oft auch persönlich) mehr
gemeinsam hatten als mit ihren eigenen Landsleuten. Die amerikanische
experimentelle Tradition gab es nicht mehr (bzw. gehörte nicht
mehr zu unserer Generation) und sie wurde durch etwas Anderes ersetzt.
Wie immer man es nennen mag, es beschränkte sich auf keinen Fall
auf eine, nationale Denkweise über Musik und Musikmachen.
Außerhalb der Länder, in denen die Wandelweisermitglieder
leben, gab es in den letzten Jahren einige sehr starke Entwicklungen.
Seit etwa zehn Jahren gibt es eine rege musikalische Zusammenarbeit
zwischen mehreren Wandelweiserkomponisten und einigen experimentellen
Musikern in Großbritannien. Meine Frau Kathy und ich hatten 1996
die Gelegenheit, die Londoner Szene ein wenig kennenzulernen. Im Rahmen
der Arbeit an ihrer Dissertation über das Scratch Orchestra,
hatten wir die Chance John Tilbury, Howard Skempton, Michael Parsons
und vielen anderen zu begegnen und mit ihnen zu reden (und in Chicago
hörten wir nicht lange danach zum ersten Mal das AMM Ensemble
live). Während unseres Aufenthaltes in London, hörte ich
über die Musik von Laurence Crane, den ich bei unserer
nächsten Englandreise kennenlernen konnte. Kurz darauf kam Manfred
Werder in Kontakt mit zwei Komponisten, mit denen
Wandelweisermitglieder seitdem oft zusammengearbeitet haben: Tim
Parkinson und James Saunders. (Zu dieser Liste würde ich
mittlerweile auch die Komponisten Markus Trunk und John Lely
hinzufügen, und die Liste wächst schnell.)
Wandelweisermitglieder spielten auf dem Festival INSTAL (Glasgow)
in 2008 und in 2009, und auch dies erweiterte den Kontakt zu der
lebendigen experimentelle Musik-Szene, die es in England und andernorts
gibt.
Radu Malfatti hatte natürlich schon einmal längere Zeit in
England gelebt, aber er ist, wie immer, ein besonderer Fall. Seit
seiner musikalischen Veränderung, wollten viele seiner Freunde aus
dieser früheren Zeit nicht mehr mit ihm reden. Es entwickelten
sich aber viele ganz neue Verbindungen mit einer jüngeren
Generation – meistens Improvisatoren, in London und Berlin, die
ihn als Vorreiter einer neuen Art, Musik zu machen, sahen. (Es gibt
einfach viel zu viele Namen, die ich hier erwähnen müsste!)
Die Verbindung zu Tokyo
Zu guter Letzt möchte ich noch gerne etwas sagen über die
Beziehung, die sich in den letzten Jahren zwischen Wandelweiser und
einigen Musikern aus Tokyo entwickelt hat.
Im Nachhinein kommen einem manche dieser Kontakte irgendwie
unvermeidlich vor. Zum Beispiel, Toshiya Tsunoda’s sehr eigene
Form des Fieldrecordings (als wolle er die Finger von den Klängen
lassen), die sich schon in seinen sehr schönen Aufnahmen aus 1997
abzeichnet — für mich so etwas wie Daueraufnahmen von Stille
—, waren von unserer Art zu denken nicht weit entfernt.
Hätten wir ihn damals gekannt, hätten wir das sicherlich
sofort bemerkt.
(Taku Sugimoto, Radu Malfatti)
Taku Sugimoto suchte Juli 2000 zum ersten Mal Kontakt zu Radu Malfatti.
Damals sah es vielleicht so aus, als käme das aus heiterem
Himmel, aber wenn man sich einen Augenblick ansieht, welche Musik
spätestens seit Mitte der neunziger Jahre aus Tokyo kam,
spürt man, dass auch dort etwas sehr Radikales im Gange war,
etwas, das zu tun hatte mit der grundsätzlichen Beschaffenheit von
Klang und Stille. Die Welt von Opposite ist nicht so weit weg von Beinhaltung, die von The World Turned Upside Down nicht so weit von Dach. Auf jeden Fall haben diese zwei großartigen Musiker sich sofort verstanden, wie ihre Gemeinschaftsarbeiten (etwa Futatsu) hinreichend belegen.
Als Taku Unami 2004 begann, Wandelweiser-CD’s durch seine Firma
Hibari zu vertreiben, wurde diese Musik viel mehr bekannt (und
offensichtlich geschätzt) unter experimentellen Musikern in Japan.
Radu und Manfred waren seit 2004 öfters dort, jüngst auch
zusammen mit Antoine. In kurzer Zeit entstanden einige sehr schöne
Projekte zwischen diesen Musikern — darunter zuletzt einige
wunderbare CD’s: Manfred Werder’s 20061 auf Toshiya Tsunoda’s Label Skiti, A Young Person’s Guide to Antoine Beuger (produziert von Taku Sugimoto für sein Label Slub Music), und kushikushism, ein Duoprojekt von Radu Malfatti und Taku Unami (ebenfalls auf Slub Music).
Antoine erzählte mir eine Geschichte, die mehr oder weniger
symbolisch ist für die Weise, wie Wandelweiser in Japan verstanden
wird, besonders unter jungen Künstlern. Als Manfred, Radu und er
im November 2007 in Tokyo waren, bekam Antoine viele CD’s
geschenkt von jungen Musikern, oftmals ohne Beschriftung. Ein
bestimmter Musiker gab ihm ein paar CD’s und erklärte zu
jeder einzelnen, ob er “mehr Wandelweiser” oder
“weniger Wandelweiser” sei. Auf einer der “mehr
Wandelweiser” CD’s, gab es, wie sich herausstellte, gar
keinen Klang.
In letzter Zeit habe ich die experimentelle Musik der japanischen
“onkyo”-Gruppe und ihre Ableger viel besser kennengelernt
und ich musste dabei oft zurückdenken an die Gedanken hinter
Radu’s Kommentar. Manchmal sind die Interessen, wenn nicht die
Musik, so ähnlich, dass sie fast identisch sind: als ob eine
Gruppe von Ideen zirkuliert, deren sich keiner so richtig bewusst ist
– als hätten sie keinen Ursprung und könnten sie sich
dort niederlassen, wo sie eben einen „Wirt“ finden.
(keith rowe, sachiko m, toshimaru nakamura, otomo yoshihide)
In der Musik von Sachiko M und Toshimaru
Nakamura gibt es eine solch intensive Stille (bzw. kann es sie geben).
Wo kommt sie her? Steht sie auch anderen zur Verfügung? In der
Arbeit von diesen Musikern mit Keith Rowe finde ich eine inspirierende
Parallele zu mancher Musik, die ich durch meine Wandelweiserfreunde
kennenlernte. Selbstverständlich gibt es viele Unterschiede: das
Vorherrschen elektrischer Instrumente über akustische, die
Tatsache, dass die Musik improvisiert ist, und die unterschiedlichen
Linien, die die Musiker mit ihren Traditionen verbinden, um nur die
Nächstliegende zu nennen. Aber die Ruhe, die Stille und die klare
Schönheit; das Gefühl, sich Zeit zu nehmen und darauf zu
vertrauen, dass das Publikum sich ebenfalls Zeit nimmt; die Entwicklung
der Arbeit und das Empfinden, dass eine lebendige Forschung
stattfindet: all dies deutet für mich auf eine tiefere
Verwandtschaft hin.
Das unglaubliche Konzert von diesen drei Musikern (zusammen mit Otomo
Yoshihide) am 14. Mai, 2004, in Berlin (dokumentiert auf ErstLive 005)
ist dafür vielleicht das repräsentativste (und schönste)
Beispiel - besonders die letzte CD.
Wenn ich jetzt über unsere Gruppe, und besonders über die
vielen Freunde dieser Musik, nachdenke, frage ich mich, ob nicht
einige der zerbrechlichsten Samenkörner, die John Cage und die
experimentelle Tradition, bestimmte Teilgruppen innerhalb des Free Jazz
und der improvisierten Musik, und die stillen experimentellen
Strömungen in Japan (Toshi Ichiyanagi, Yuji Takahashi) gepflanzt
haben, nach vielen Jahren im Untergrund schließlich zu
blühen angefangen haben: unsichtbar – überall.
Sommer/Herbst 2009
Ich möchte Jon Abbey, Manfred Werder,
Radu Malfatti und Antoine Beuger danken für ihre Hilfe beim
Schreiben dieses Textes.
Bildnachweise:
01. das wandelweiser komponisten ensemble (joachim eckl)
02. antoine beuger (hartmut becker)
03. john cage (ben martin)
04. jimi hendrix (fotograf unbekannt)
05. desert plants (unbekannt)
06. stones (CD cover/ida maibach)
07. zionskirche (unbekannt)
08. christian wolff (unbekannt)
09. gilles deleuze (standbild vom französischen fernsehen)
10. radu malfatti/mattin (yuko zama)
11. mauser in seinem atelier (marianne hambach)
12. sonnenzeichnungen - christoph nicolaus) (kathryn pisaro)
13. marcus kaiser (in sook kim)
14. kunstraum - mit eva-maria houben, john mcalpine, michael pisaro
(renate hoffmann korth, website edition wandelweiser)
15. wolff.beuger.frey (silvia kamm-gabathuler, website edition wandelweiser)
16. sachiko m/dan flavin installation (yuko zama)
17. taku sugimoto/radu malfatti (eleen deprez)
18. keith rowe/sachiko m/toshimaru nakamura/otomo yoshihide (yuko zama)
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